© Patryk Michalski, Adobe Stock, Gestaltung Jochen Tratz
Spätestens mit der MHG-Studie von 2018 und den nachfolgenden Untersuchungen, Skandalen und Enthüllungen ist das Thema der sexualisierten Gewalt an Schutzbefohlenen durch Geistliche in der katholischen Kirche in Deutschland medial omnipräsent. Innerkirchlich hat sich das dann – neben dem Streit um Aufarbeitung des vergangenen Unrechts und dessen Vertuschung, dem Ringen um Gerechtigkeit für die Betroffenen sowie der Bearbeitung der systemischen Ursachen (Synodaler Weg) – geweitet hin zu mehr Aufmerksamkeit für Formen des spirituellen Missbrauchs und der emotionalen bzw. psychischen Gewalt in individuellen Seelsorgebeziehungen sowie in sog. Neuen Geistlichen Gemeinschaften (vgl. Katholische Integrierte Gemeinde), aber auch in kirchlichen Arbeitsverhältnissen (vgl. Neuordnung des kirchlichen Arbeitsrechts). Das verbindende Element zwischen beiden Formen der Gewalt – der sexualisierten und der spirituellen / geistlichen – ist der Machtmissbrauch.
Gesamtgesellschaftlich hat insbesondere die Einbeziehung des (inzwischen der) UBSKM und die (mehr oder minder intensive) Kooperation der Kirche(n) mit staatlichen Stellen das Thema des sexuellen Missbrauchs und der sexualisierten Gewalt in seiner ganzen Breite in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt (Sportvereine etc.).
Sexueller und psychischer Missbrauch sind jedoch nicht nur ein Problem der Institution Kirche, sondern sind in vielen Institutionen gegenwärtig, in denen Abhängigkeiten systembedingt vorhanden sind – so auch an Universitäten. Daher wollen wir auch diesen Aspekt thematisieren, vor allem im Hinblick darauf, ob es überhaupt Möglichkeiten der Gegenwehr gibt – und wenn ja, welche –, ohne die „akademische Karriere“ auf das Spiel zu setzen.
Die Ringvorlesung "Missbrauchte Macht" macht diese Phänomene zum Thema und analysiert sie aus verschiedener fachwissenschaftlicher Perspektive. Allerdings soll der Blick geweitet werden: Nicht zuletzt geht es auch um die Frage, wie in einer streng hierarchisch und hoch kompetitiv organisierten Institution wie der Universität Schutzkonzepte erarbeitet und etabliert werden können, um Machtmissbrauch in seinen verschiedenen Dimensionen und Facetten zu erkennen und zu minimieren.
Programm
25.10.2023
Die Kenntnis der Dimension der Problematik und der Risikofaktoren für Missbrauch in Institutionen als Voraussetzung für Schutz und Prävention gegen sexualisierte Gewalt von Kindern und Jugendlichen
Prof. Dr. Jörg Fegert, Ulm
08.11.2023
Sexueller Missbrauch im Verantwortungsbereich der katholischen Kirche. Die MHG-Studie und deren Folgen
Prof. Dr. Harald Dreßing, Mannheim
15.11.2023
Institutionelle Macht, ihre spirituelle Verantwortungslosigkeit und die Versuchung zum Missbrauch
Prof. Dr. Hildegard Wustmans, Limburg
22.11.2023
Handlungsoptionen von Bischöfen bei sexuellem Missbrauch. Historische Perspektiven
Prof. Dr. Dominik Burkard, Würzburg
29.11.2023
Geistlicher Missbrauch. Macht und Mächtigkeit in (hierarchischen) Systemen
Prof. Dr. Judith Könemann, Münster
06.12.2023
Macht und Gewalt - Zur be- und entgrenzenden Funktion von Institutionen
Prof. Dr. Peter Imbusch, Wuppertal
13.12.2023
Macht zwischen den Generationen. Eine kindheitstheoretische Perspektive auf sexuelle und psychische Gewalt
Prof. Dr. Sabine Andresen, Frankfurt am Main
20.12.2023
Vulnerabilität, Vulneranz und die Betroffenenperspektive
Prof. Dr. Hildegund Keul (Vulnerabilitätsforschung) und Kai Christian Moritz (DBK-Betroffenenbeirat), Würzburg
10.01.2024
Missbrauch und Gewalt in Institutionen – die strafrechtliche Perspektive
Prof. Dr. Frank Schuster, Würzburg
17.01.2024
Prävention und Therapie bei Gewalterfahrungen im Kindes- und Jugendalter
Prof. Dr. Marcel Romanos, Würzburg
24.01.2024
Machtmissbrauch an Universitäten: Strukturelle Ursachen und Ebenen potentieller Maßnahmen
Prof. Dr. Jutta Stahl, Köln
07.02.2024
Der Machtlosigkeit begegnen - wie umgehen mit Macht und Machtmissbrauch an der Universität Würzburg
Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Anja Amend-Traut, Dr. Katja Beck-Doßler, Universitätspräsident Prof. Dr. Paul Pauli, Prof. Dr. Marcel Romanos und Prof. Dr. Barbara Schmitz, Würzburg
In Zusammenarbeit mit | Katholisch-Theologischen Fakultät und der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg |
Kursnr. | 23-AK-098G |
Beginn | Mi., 10.01.2024, 18:00 - 19:30 Uhr |
Veranstaltungsort | Neue Universität, Sanderring 2, 97070 Würzburg |
Kosten | Eintritt frei |
Referent*in(en) |
Prof. Dr. Frank Schuster
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Veranstaltungsflyer
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Anmeldung | nicht erforderlich |
Kursort
Würzburg, Neue Universität
Sanderring 297070 Würzburg