wenn es kein Zurück mehr gibt ...
Eisschmelze, Meeresspiegelanstieg, Hitzewellen, Starkregen, Dürren – die Alarmglocken schrillen lauter denn je im jüngsten Bericht des Weltklimarats. Die Folgen der menschengemachten Erderwärmung werden dramatischer: Wenn die Treibhausgas-Emissionen nicht sehr schnell heruntergefahren werden, wird das Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen, scheitern. Die gute Nachricht dabei: Das Ruder kann noch herumgerissen werden. Gefragt sind alle: weniger Fleisch, Fahrrad statt Auto, keine Wegwerfprodukte! Manche Kritiker meinen allerdings, der „point of no return“ beim Klimawandel sei bereits überschritten.
„Kipp-Punkt“ nennen Experten eine solche Situation. Sie bezeichnen damit jenen Moment, an dem eine geradlinige Entwicklung plötzlich abbricht, umschlägt oder sich jäh beschleunigt. Kommt es in einem System an solch einem Punkt zu einer noch so kleinen Störung, hat das abrupte, weitreichende, unumkehrbare Schäden: Ein winziger Tropfen kann das Fass zum Überlaufen bringen. Was danach kommt, kann nicht mehr kontrolliert, geschweige denn überhaupt prognostiziert werden.
Solche Kipp-Punkte gibt es nicht nur beim Klimawandel. Jüngst haben die Theologieprofessoren Rainer Bucher und Hans-Joachim Sander der katholischen Kirche ganz nüchtern bescheinigt, an einem solchen Kipp-Punkt zu stehen. Mit sinkender Glaubwürdigkeit steht die Kirche auf der Kippe. Der Verfall der Glaubwürdigkeit wird sich nicht abschwächen, solange der Ernst der Lage nicht benannt, ernsthaft anerkannt und reumütig bekannt wird. An solch einem Punkt verbieten sich Selbsttäuschungen und Heucheleien, Restaurationsillusionen und Zukunftsidyllen. „Es braucht Vertrauen, Freiheit und selbstrelativierende Demut.“
Ich meine, die Sozialform der katholischen Kirche hat den „point of no return” schon überschritten. Das Gute daran kennen wir aus der Luftfahrt: Auf der Startbahn gibt es einen Punkt, nach dessen Überschreiten der Start nicht mehr abgebrochen werden kann. Die verbleibende Startbahnlänge reicht nicht aus, das Flugzeug sicher abzubremsen. Es muss gestartet werden. In solchen Situationen gewinnt man Klarheit. Weder ein Zurück noch ein Zögern haben hier ihren Platz. Ein Jein wird zum Ja. Dazu braucht es Vertrauen – und dann die Kunst des Durchhaltens!
Eine erholsame Urlaubs- und Ferienzeit wünscht