Die Veranstaltung „Vielfalt übersetzen“ vom 14. September hallt in mir nach. Das Podiumsgespräch über Methoden des Übersetzens und die unterschiedlichen Herausforderungen historischen und zeitgenössischen Übersetzens führten zwei Expertinnen, Professorin Regina Toepfer und Sandra Hetzl. Es war informativ und spannend zugleich. Am Ende des Podiumsgesprächs kam mir nicht gleich die Frage des Übersetzens in den Sinn, sondern die Frage nach „meiner“ Sprache. Obwohl ich sagen würde, dass Deutsch meine erste Sprache ist, muss ich eine kleine Differenzierung vornehmen, denn wohl eher ist es der Dialekt meiner Heimatregion in Kärnten, der klangvoll und melodisch auch an das Slowenische angrenzt. Dieses Deutsch verstehe ich sofort, die Sprachbilder sind mir vertraut und lösen rasch Gefühle aus. Meine Sprache als Wissenschaftlerin ist wiederum eine andere. Auch in ihr finde ich mich zurecht und kann mich und meine Erkenntnisse ausdrücken. Alle meine „Sprachen“ haben folglich ihren Platz in meinem Leben.
Nun schließt sich doch die Frage nach dem Übersetzen an: Eine Sprache, welche für die eine selbstverständlich ist, mag für den anderen Kauderwelsch bleiben. Auch ich muss z.B. meine „Kärntnerischen Ausdrücke“ in Würzburg übersetzen, um „richtig“ verstanden zu werden. Und ich stelle fest, dass die Anwendung von Sprache eine machtvolle Angelegenheit ist: Sie schafft etwa Zugehörigkeiten oder kann ausgrenzen, sie kann Menschen aufstacheln oder beruhigen ‒ die Macht der Sprache können damit auch diejenigen nutzen, die sie anwenden, diejenigen, die Bücher oder Artikel schreiben, diejenigen, die Übersetzungen anfertigen, oder auch diejenigen, die Reden halten vor vollem Haus. Und wenn ich Ihnen diese Gedanken erzählen würde, dann würde es garantiert noch einmal anders klingen und Sie könnten meine Aufregung spüren, ohne dass ich dieses Wort „Aufregung“ überhaupt benutze. So komme ich zu der alten Weisheit des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick: „Sprache schafft Wirklichkeit (…)“
Ich wünsche auch Ihnen spannende Momente im Rahmen unserer Bildungsveranstaltungen!