in den vergangenen Monaten war viel Papst:
• Im Januar belagern journalistische Beobachtungsposten die Gemelli-Klinik, in der Papst Franziskus um sein Leben ringt. Zweimal wird er dort wiederbelebt. Ich werde das Gefühl nicht los: Dieses Pontifikat ist auf die Zielgerade eingebogen.
• Dann am Ostersonntag der traditionelle Segen „Urbi et Orbi“ - im Rollstuhl absolviert, mit letzter Kraft und heiserer Stimme - und mit einer Überraschung am Ende: Franziskus lässt sich im Papamobil kreuz und quer über den Petersplatz fahren. Es ist der Abschied des Hirten von seiner Herde.
• 18 Stunden später ist Papst Franziskus tot. Die Mächtigen dieser Welt treffen sich fünf Tage später in Rom zur Beerdigung, die Kardinäle zum Vorkonklave. Sie trauern - und klüngeln: Welchen Typ Papst braucht die Kirche jetzt? Einen Pontifex: einen Brückenbauer zwischen den Lagern.
• Am 7. Mai ziehen die Kardinäle zum Konklave in die Sixtinische Kapelle, schon am Tag darauf steigt abends weißer Rauch aus dem Schornstein. Kurz danach betritt Robert Francis Prevost, sichtlich gerührt und mit Schimmer in den Augen, als Papst Leo XIV. am Tag darauf die Loggia des Petersdoms und begrüßt die wartende Welt mit den Worten: „Der Friede sei mit euch allen“.
Wie ist der Neue einzuschätzen? Was dürfen die Menschen hierzulande von ihm erwarten? Und was nicht? Bei einem Podiumsgespräch in der Domschule 50 Tage nach der Wahl gab hierzu auch Bruder Peter Reinl Auskunft, wie Leo XIV. ebenfalls Augustiner. Obgleich er den neuen Papst für sehr geeignet hält und für das Amt bestens gerüstet sieht, erklärt er: „Ich bin nicht glücklich über diese Wahl. Erstens: Wir Augustiner legen höchsten Wert auf ein gemeinschaftliches Leben. Durch diese Wahl ist mir ein Mitbruder genommen worden. Und zweitens: Ich bin ein Christ in der nordwestlichen Hemisphäre dieser Welt. Ich habe Erwartungen an einen erneuerten Weg der Kirche. Und die wird der neue Papst nur enttäuschen können.“
Enttäuschungen hierzulande sind der Preis dafür, die katholische Kirche auf der ganzen Welt zentral uniformieren zu wollen. Dabei sind die Bedürfnisse von Menschen und ihre Erwartungen an die Kirche in verschiedenen Weltgegenden eben - verschieden. Ihnen auch verschieden zu entsprechen, ist ein Gebot der Stunde. Sonst könnte der Preis, eine Weltkirche zu sein, zu hoch ausfallen. Auch wenn der Balanceakt zwischen globaler Einheit und regionaler Verschiedenheit schwierig scheint, notwendig ist er allemal.