in diesem Frühjahr habe ich immer wieder einmal einen Blick auf eine Wanderfalken-Webcam des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz in Bayern geworfen. Man kann dort über zwei installierte Kameras einen Blick hinein in den Horst und einen auf die Freifläche vor dem Horst werfen, auf dem die Altvögel landen und sich von dort aus wieder in die Lüfte begeben. Ich konnte sehen, wie das Wanderfalken-Paar drei Eier abgelegt hatte und wie die beiden abwechselnd auf den Eiern zum Brüten saßen. Dann waren irgendwann einmal die Jungvögel ausgeschlüpft, noch ganz flauschige weiße Knäuel. Inzwischen sind die Jungvögel herangewachsen, haben ein ganz anderes Federkleid bekommen, und breiten auf der Freifläche vor dem Horst schon ab und zu mal die Flügel aus, so als würden sie langsam verstehen, das sie irgendwann einmal losfliegen werden. Die Altvögel schaffen immer noch die Nahrung herbei.
Und das Ganze spielt sich auf der Höhe eines Mobilfunkmastes (oder bei einer anderen Webcam auf der Spitze eines Burgturmes) ab, also in luftiger Höhe. Faszinierend, wenn man so nahe dem Leben beim Entstehen und sich Entfalten zuschauen kann.
Es wird wohl nur noch wenige Tage dauern, bis diese Jungvögel sich vom Rand der Freifläche aus hinaus in die freie Luft begeben, noch ungelenk mit ihren Flügeln schlagen und dabei erleben, dass da etwas ist, was trägt.
Mich beschäftigt dieser Moment. Wie es wohl sein mag, zum ersten Mal im Leben den festen Boden zu verlassen und mit einem Schritt, wahrscheinlich besser: einem Flügelschlag, sich der Luft anzuvertrauen und sich darauf zu verlassen, dass sie trägt?
Wo nimmt so ein Vogel diese Zuversicht her, wo kommt dieses Zutrauen ins Leben her, woher dieses Vertrauen?
Mit den besten Wünschen für das bevorstehende Pfingstfest und herzlichen Grüßen aus der Domschule