10,8 Prozent! Die Inflationsrate in Bayern ist im September auf einen zweistelligen Wert geklettert. Das ist der höchste Wert seit mehr als 50 Jahren. Treiber der Preissteigerung sind die Energiepreise. Aber auch Nahrungsmittel, vor allem Obst und Gemüse, sind deutlich teurer geworden. Und für den Winter wird der deutschen Wirtschaft eine Rezession prognostiziert. „Alles wird teurer“ – diesen Satz werde ich noch oft zu hören bekommen.
Die politischen Entscheidungsträger geraten unter Druck: Sie dürfen nicht mehr Zugewinne, sie müssen jetzt Lasten verteilen. Wie aber verteilt man Lasten gerecht? Und: Wie reagieren Menschen, wenn der hierzulande scheinbar selbstverständliche Anspruch auf Wohlstandswachstum in sich zusammenfällt? Nicht nur der soziale Frieden ist gefährdet, auch die politische Stabilität: Denn Wohlstandswachstum und Demokratieakzeptanz gehen Hand in Hand. Ein Blick in die Zeit der Weimarer Republik (aber auch ins Nachbarland Italien!) zeigt, wie prekär die derzeitige Lage ist: Wenn mit Preisen, Geldentwertung und Arbeitslosigkeit auch die Sehnsucht nach einer starken Hand zunimmt, ist die Stunde der Populisten gekommen, deren einziger Vorteil ist, dass sie bisher nicht regiert haben – also auch nichts „falsch“ machen konnten …
Eine friedliche Zukunft im Land wird maßgeblich davon abhängen, ob aus der gesellschaftlichen Vielfalt mit Hilfe einer guten Streitkultur und der Bereitschaft zum Kompromiss Gemeinschaftlichkeit erzeugt werden kann. Dass es gelingt, ein solches gemeinsames „Wir“ in diesen Zeitenwenden zu formulieren, hofft