im Frühjahr, wenn es wärmer wird, kann man wieder mehr Motorradfahrer*innen auf den Straßen sehen. Seit einigen Jahren, seit ich zusammen mit meinem Sohn den Motorrad-Führerschein gemacht habe, gehöre ich auch zu ihnen. Und was mich beim „Biken“, oder „Moped-Fahren“ von Anfang an, neben vielem Anderen, fasziniert hat, ist, dass sich alle Motoradfahrer*innen grüßen, wenn sie sich auf der Straße begegnen. Kommt einem ein anderes Motorrad entgegen, hebt man zum Gruß die linke Hand.
Mir hat das von Anfang an gefallen. Ich empfinde diese Zeichen als freundlichen Gruß und verbinde damit einen Gedanken in der Art „uns verbindet beide das Motorradfahren, wir teilen die Leidenschaft, und wir wissen, dass das nicht ohne Gefahren ist, pass gut auf Dich auf!“ Und seitdem ich Motorrad fahre, ist mir bei diesem Gruß klar geworden, ich gehöre jetzt auch dazu. Wir signalisieren uns, ich und Du, wir gehören dazu, und die anderen, die kein Motorrad fahren, gehören nicht dazu.
Das berührt meiner Meinung nach ein Grundbedürfnis: das Bedürfnis, sich zugehörig zu fühlen, zu einer irgendwie gearteten Gemeinschaft zu zählen, dazu zu gehören, sich verbunden zu fühlen. Und wir inszenieren Zugehörigkeiten auf ganz unterschiedliche Arten, oft auch symbolisch.
Wie gesagt, ich halte das für ein Grundbedürfnis. Schwierig wird es nur, wenn meine eigene Zugehörigkeit auf der Abwertung anderer, die nicht dazu gehören, aufbaut. Da entsteht dann leicht Feindschaft und Hass.
Aber man kann auch ohne Abwertung anderer sich zugehörig und verbunden fühlen und diese Verbundenheit als wertvoll erleben, z.B. in einer Partnerschaft, in der Familie, unter Kolleg*innen, im Freundeskreis, im Verein, unter Linkshändern, unter Europäern, usw.
Ich jedenfalls freue mich über jeden Motorradfahrer*innen-Gruß und grüße herzlich zurück!
Mit sonnigen Mai-Grüßen aus der Domschule an alle „Biker*innen und natürlich auch an alle Nicht-Motorrad-Fahrer*innen: Fahren Sie vorsichtig und passen Sie gut auf sich auf!