am Morgen dringt Vogelgezwitscher ins Zimmer. Meine Ohren filtern es aus dem akustischen Brei der vielen Geräusche, die so typisch sind, wenn der Tag beginnt: das Hochziehen der Rollos, das Rauschen der Dusche, das Starten eines Autos oder das Dampfen der Kaffeemaschine. Und plötzlich höre ich, dass das Vogelzwitschern ein wunderbarer Gesang ist, eine Kunst der Natur, die mir ohne Mühe oder irgendeine insgeheim erwartete Gegenleistung geschenkt wird. Welch eine wunderbare Verschwendung, alles gratis für die, die es hören können und wollen! So hält mir die Natur jeden Morgen unaufdringlich ihre ganze Schönheit und Vielfalt hin. Sie lädt mich ein, mich gefangen nehmen zu lassen und über sie zu staunen.
So kann das gezwitscherte Lied zur Botschaft an mich werden. Du bist zwar nicht einfach eins mit diesem Vögelchen, aber doch mit ihm verbunden: das Hören des Gesangs richtet mich auf ein Ziel aus, das jenseits meiner selbst ist und mich doch mit anderen Lebewesen als Geschöpfe verbindet. Eine solche naturmystische Erfahrung ist nicht religiösen Spezialisten vorbehalten, sie ist all denen möglich, die sich dafür empfänglich machen.
Die Natur ist eine großartige Predigerin. Sie lässt uns ahnen, wie tief die Welt ist. Gerade im Frühling, wenn sie – eine großartige Metapher! – wieder zu neuem Leben „erwacht“. Innehalten, die Sinne schärfen und das Wahr-Nehmen üben – das sind die Türöffner für ein klares Bewusstsein - und für Dankbarkeit, meint