Newsletter der Domschule - Januar 2021

Newsletter der Domschule - Januar 2021

Newsletter Domschule Würzburg

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‍in der systemischen Beratung gibt es das Konzept des „Reframing“. Dabei geht es darum, eine bestimmte Sichtweise, ein bestimmtes Verhalten in einen anderen „Rahmen“ (frame" = Rahmen") zu stellen. Das geschieht z.B. dann, wenn man ein aggressives Verhalten eines Kindes nicht als Feindseligkeit oder Zerstörungswut betrachtet, sondern stattdessen möglicherweise als Ausdruck eines Rufes nach Beachtung versteht. So gibt man ihm einen neuen Bedeutungsrahmen, einen anderen Sinnzusammenhang, man verändert die Perspektive, die der „Rahmen“ vorgibt.

Im neuen Kirchenjahr, das mit dem Advent begonnen hat, werden in den Sonntagsgottesdiensten die Evangelien aus dem Markus-Evangelium genommen. Und im Markusevangelium findet sich gleich im ersten Kapitel ein Satz, der wie ein „Reframing“ alles Nachfolgende einrahmt, der den Bedeutungsrahmen eröffnet, in dessen Licht das Weitere betrachtet werden kann: „...ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“

Wenn ich auf das nun begonnene neue Jahr schaue, kommt mir viel Schweres und Bedrohliches und Düsteres in den Sinn. Und wenn ich dann noch Schlagzeilen lese wie „… ein verlorenes Jahr...“, dann verengt das meinen Blick noch weiter. 
Was wäre, wenn ich nun das programmatische „Reframing“ des Markus-Evangliums als „Frame“ für das neue Jahr wähle: „die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe“? 
Mir kommen dann Gedanken wie: Ja, es gibt auch in der Not, im Leid, in der Krankheit, in der Bedrohung Menschen, die da sind, menschliche Nähe, die tragen hilft, großherzige Menschen, die sich für Solidarität und Gerechtigkeit einsetzen, Menschen, die Ängste mit aushalten. Ja, es gibt auch in den Begrenzungen und Einengungen Freiräume und Erfindungsgeist und Offenheit und Weite in der Seele. Ja, es gibt auch in der Betrübnis Witziges und in der Traurigkeit Lebensmut zu entdecken.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen, dass dieses neue Jahr ein gutes werden möge!

Mit herzlichen Grüßen vom ganzen Domschul-Team

Dr. Armin Bettinger


‍Veranstaltungen

Online-Vortrag am 20.01.2021

Das Dilemma in der Notaufnahme: Wie gerecht ist die Priorisierung?

in Zusammenarbeit mit der Juliusspital Palliativakademie

Die Vorstellung, in einer Notfallsituation nicht ausreichend behandelt zu werden, ist für jeden von uns erschreckend. Wenn es um uns geht, gehen wir alle von unbegrenzten Ressourcen aus, was Ausstattung, Mittel und Personal betrifft. Die Corona-Pandemie im Jahr 2020 zeigte uns deutlich unsere Grenzen: Es fehlten z. B. plötzlich so einfache Hilfsmittel wie Mundschutz etc., oder ...

Online-Vortrag am 04.02.2021

Das Unsägliche greifbar machen

Interviews mit Überlebenden der Shoah

in Zusammenarbeit mit pax christi Diözesanverband Würzburg

Bei dieser Veranstaltung geht es um das Unbeschreibbare des Holocaust und um die Mühen oder Qualen, das Erlebte dennoch in Worte zu fassen. Vielen gelingt dies, andere umgehen bewusst die besonders grausamen Erlebnisse. Manche erleiden auch emotionale Zusammenbrüche, wenn sie sich den quälenden Stellen ihrer Erinnerung nähern. 

interaktiver Liederabend am 26.02.2021

Die Macht und ihre Masken

Ein interaktiver Liederabend mit Claudius Muth (Bass) und Ulrich Pakusch (Klavier)

Die verschiedenen Facetten der Macht und Ohnmacht spiegeln sich in diesem Liederabendprogramm wieder - die Macht, die sich verschiedene Masken aufsetzt.

Die Veranstaltung wird als Hyprid-Veranstaltung durchgeführt.


‍Nachruf

Langjähriger Direktor der Domschule verstorben

Trauer um Prof. Dr. Dr. Günter Koch

Im Alter von 89 Jahren verstarb Prof. Dr. Dr. Günter Koch am 10. Dezember 2020 in Würzburg.

Von 1977 bis 1999 leitete Günter Koch gemeinsam mit Domkapitular Prälat Josef Pretscher und bis 1993 auch mit Irmgard Krebs die Domschule mit ihrem Fernstudienbereich Theologie im Fernkurs. Als Akademiedirektor hat er die Domschule als Akademie des Bistums nachhaltig geprägt und sich um die kirchliche Bildungsarbeit im Bistum Würzburg wie für die Kirche in Deutschland bleibende Verdienste erworben.